Königliche Eisengießerei Berlin


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Bericht von 1816
Es sind keine Lokomotiven erhalten geblieben
   

Firmen-Geschichte

Zur Errichtung einer staatseigenen Eisengießerei nach dem Vorbild der ersten preußischen Eisengießerei im oberschlesischen Gleiwitz erwarb Preußen 1789 die Schleif- und Poliermühle an der Panke, heute Invalidenstraße Ecke Chauseestraße mitten in Berlin. Ab 1804 wurde der erste Schmelzofen in Betrieb genommen und in den folgenden Jahren u.a. Gewichte, Röhren, Walzen, Pochstempel, Kessel und Ketten sowie auch Brücken, Kriegsgerät und Denkmäler hergestellt. Die Gießerei war bis 1874 im Betrieb.

Auch zwei Lokomotiven wurden hier gebaut, wobei dies die ersten auf europäischen Festland gebauten Lokomotiven überhaupt waren. Diese Maschinen war auf einer Seite mit einem grossen Zahnrad versehen, welches zwischen die an den Schienen befestigten Köpfe starker Nägel eingriff. Sinn dieser Konstruktion war nicht das Überwinden einer Steigung, sondern die Erhöhung der Zugkraft der Lok. Auch wenn dies aus heutiger Sicht immer wieder von "Experten" belächelt wird, die Massnahme war die logische Folge aus der noch relativ geringen Leistung am Radumfang und dem geringen Gewicht dieser ersten Lokomotiven - und damit dem Fehlen der hohen Reibungskraft. Das Gewicht der Maschinen musste möglichst gering sein, da die damaligen Schienen noch weit entfernt von der Qualität waren, wie man sie heute kennt, und unter dem Gewicht der Lokomotiven zerbrachen.

 

Produktionszahlen

Johann Friedrich Krigar hatte 1814 in England die Zahnrad-Dampflokomotive von John Blenkinsop und Matthew Murray besichtigt, die heute als erste kommerziell erfolgreiche Dampflok überhaupt gilt. 1815 entstand unter Krigar´s Leitung in der Königlichen Eisengießerei in Berlin eine Kopie dieser Lok, welche auf der Königshütte in Oberschlesien, der damals bedeutendsten Hüttenanlage des ganzen Kontinents, ausgiebig getestet werden sollte. Der Erfolg wie den in England gebauten vier Lokomotiven soll der kleineren und leistungsschwächeren Lok aus Berlin aber versagt geblieben sein. Zwar fanden, wie in der Spenersche Zeitung vom 20. Juni 1816 berichtet wurde, Vorführfahrten auf einem Rundkurs in der Gießerei in Berlin statt, aber die als "Dampfwagen" bezeichnete Maschine kommt beim Empfänger als Lok nie zu einem wirtschaftlichen Einsatz. Die Kosten in Höhe von 726 Taler, 4 Groschen und 4 Pfennige sind Lehrgeld für den frühen Versuch zur Einführung der neuen Technik: Zerlegt und in 13 Kisten verpackt kam die Lok über den Seeweg am 23. Oktober 1816 in Gleiwitz an und es stellte sich heraus, daß die Radspur um 380 mm enger war als die Spurweite der Schienen. Außerdem erwiesen sich die beiden Zylinder von 130 mm Durchmesser und 314 mm Hub als zu schwach, woraufhin in Gleiwitz ein neuer Zylinder mit 262 mm Durchmesser hergestellt wurde. Auf Drängen der preußischen Bergbauverwaltung in Berlin wurde 1817 eine kurze Versuchsstrecke errichtet, aber auch hier konnte die Lok nicht die geforderte Leistung erbringen. Eine zweite, in der Werkstatt in Gleiwitz schon begonnene Lokomotive, praktisch ein Nachbau der ersten Lok, wurde nicht fertiggestellt und direkt in eine mobile Wasserhaltungsmaschine umgebaut. Die Lok aus Berlin soll noch als stationäre Dampfmaschine bei einer Zinkhütte Verwendung gefunden haben. Bis heute blieben im Archiv der Eisengiesserei im heutigen Gliwice die Zeichnungen dieser ersten Lokomotiven erhalten.

Skizze der Lok von 1815 (Archiv Eisengiesserei Gleiwitz - Sammlung Mike Clarke)
Skizze der Lok von 1815 (Archiv Eisengiesserei Gleiwitz - Sammlung Mike Clarke)

Schon kurz nach der Auslieferung der ersten Maschine beginnt die Königliche Eisengießerei Berlin mit dem Bau einer zweiten größeren Lok. Auf einem hölzernen Rahmen ruhte der zylindrische gußeiserne Kessel, welcher aus drei Stücken zusammengesetzt wurde. Der Kessel war etwa 2,5 m lang und hatte 1 m Durchmesser, die Wandstärke soll 33 mm betragen haben. Der Durchmesser der beiden Zylinder betrug, offensichtlich schon aus der Erfahrung bei der ersten Maschine heraus, 261 mm. Die beiden hintereinander angeordneten Zylinder hingen von oben in den Kessel hinein, der Dampf wurde durch einen vielfach durchbohrten Hahn verteilt. Von den beiden Metallkolben wurde die Kraft mit Hilfe von zwei breiten Querträgern und vier Schubstangen auf zwei kleine Zahnräder und weiter auf das eigentliche Triebrad übertragen, welches in die einseitig mit einer Schiene verschraubte Zahnstange eingriff.

Skizze der Lok von 1817 (Archiv Oberbergamt Bonn)
Skizze der Lok von 1817 (Archiv Oberbergamt Bonn)

Die Lok war für das Saarland bestimmt und wurde 1817 fertigtgestellt, aber erst am 22. September 1818 ausgeliefert. Auf dem Wasserweg über Hamburg und Amsterdam traf die Lok am 4. Februar 1819 in Geislautern bei Völklingen/Saar ein. Dort konnte sie nach etlichen Ausbesserungen erst im Oktober 1821 die ersten Fahrten auf einem kurzen Probegleis absolvieren. Da die Lok, trotz über 1.500 Taler für Reparaturen, nicht die Erwartungen erfüllte, kam sie nicht regulär zum Einsatz. Die Wagen wurden nun auf der 2,5 km langen Grubenbahn per Hand geschoben, ab 1827 setzt man Pferde ein. Bis 1834 stand die Lok ungenutzt neben dem Amtshaus in Geislautern, nun mittlerweile nur noch als Schrott (16.000 Pfund Gußeisen, 7.040 Pfund Schmiedeeisen und 121 Pfund Messing) angeboten. Diese kläglichen Überreste des Dampfwagens erwarb für 334 Taler, 6 Groschen und 7 Pfennige 1836 ein Landwirt, der noch 30 Jahre später zahlreiche Einzelteile als Erinnerung an die erste Lokomotive vorzeigen konnte. Die Grubenbahn hat erst 1861 wieder Dampflokomotiven beschafft, die Strecke wurde nach der Stillegung der Grube 1931 eingestellt und abgebaut.

John Blenkinsop, der Konstrukteur der als Vorbild dienenden englischen Lokomotiven, baute ab 1838 die Bahnwerkstatt in Braunschweig auf und arbeitete danach mit der Egestorffschen Fabrik, später HANOMAG zusammen.

Die gelieferten Lokomotiven:

Nr.Bj.BauartTypSpurweitegeliefertEmpfänger/Verbleib
118151z1Zahnradlokca. 940mm
09.07.1816
Vorführung in der Staatlichen Eisengießerei Berlin (bis zum 19.07.1816) /23.10.1816 Königsgrube - Königshütte in Oberschlesien (nicht iD, verkauft als stationäre Pumpenanlage)
-18171z1Zahnradlokca. 940mm
Nachbau
Werkstatt der Königshütte in Gleiwitz, Oberschlesien (nicht fertiggestellt, als mobile Wasserhaltungsmaschine umgebaut)
218171z1Zahnradlok 
04.02.1819
Saargrubenverwaltung, für Friederiken-Schienenweg Louisenthal, Grube Bauernwald bei Völklingen (1834 a vh, ++)

Quellen


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© Jens Merte