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Der Werdegang der Maschinenbau-Aktiengesellschaft Grafenstaden ist eng verbunden mit der Geschichte Elsaß-Lothringens selbst. Denn Frankreich muß nach dem verlorenen Krieg von 1870/71 das Gebiet als sogenanntes Reichsland an das Deutsche Reich abtreten. Damit gab es zwei weitere Lokomotivhersteller im Deutschen Reich: Die Elsässische Maschinenbaugesellschaft Andre Koechlin & Cie. in Mühlhausen (Mulhousen) und die Maschinenwerkstätte Rollé & Schwillgué, Strassburg-Graffenstaden. 1872 werden die beiden Werke zur Elsässischen Maschinenbau-Gesellschaft Graffenstaden fusioniert.
Das ehemalige Werk Andre Koechlin in Mühlhausen wurde 1826 gegründet und stellt Dampfmaschinen, Turbinen, Spinnerei-, Weberei- und Baumwollmaschinen her. Bereits 1839 beginnt man mit dem Bau von Dampflokomotiven.
Die Waagenfabrik "Rollé & Schwillgué", die sich vor allem mit dem Bau von Dezimalwaagen nach einem Patent eines Benediktinermönchs aus dem Jahre 1821 beschäftigt, wurde 1837 von der Strassburger Maschinenbaugesellschaft gekauft, die die Werkstatt als "Établissements mécaniques" ein Jahr später mit einer Belegschaft von 40 Arbeitern nach Graffenstaden, wenige Kilometer südlich von Strassburg, verlegt. Im Jahr 1846 begann die Fabrikation von Tendern, die ersten Lokomotiven entstehen hier 1856.
Bei der Fusion 1872 verfügten also beide Werke über eine lange und umfangreiche Erfahrung im Lokbau. Für das Werk in Mühlhausen kommt das Ende jedoch schon recht bald: Nach der Eröffnung eines weiteren Zweigwerkes in Belfort 1889 wird der Standort Mühlhausen noch im selben Jahr aufgegeben. Das Werk in Belfort wurde bis 1925 betrieben und 1928 von Thomson-Houston und Alsthom übernommen.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs 1918 gelangt Elsaß-Lothringen und damit auch die Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft Graffenstaden wieder zu Frankreich. Das nun in "Societe Alsacienne de Constructions Mecaniques", kurz SACM, umbenannte Werk muß ab 1941 zwangsweise unter der Leitung der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik (MWF) Kriegslokomotiven der Baureihe 44 und 52 an die DRG liefern. Nach dem II. Weltkrieg wird das Werk wieder unter französischer Leitung geführt und man beginnt 1951 mit dem Bau der ersten Diesellokomotiven. Die Fertigung von Dampflokomotiven wird bis 1955 aufgegeben, Diesellokomotiven wurden in Graffenstaden noch bis 1965 gefertigt.
Nach der Fusion der beiden Werke wird eine gemeinsame Fabriknummernzählung mit der Fabriknummer 2118 aufgenommen, da Koechlin bis dahin 1.412 Fabriknummern (darunter ein Tender und vier wurden nicht geliefert) und Graffenstaden 705 Fabriknummern vergeben hatte. Gebaut waren bis dahin allerdings insgesamt nur 2.078 Lokomotiven, da bei Koechlin ein Tender eingezählt hatte und vier Fabriknummern frei blieben; in Graffenstaden blieben sogar 32 Fabriknummern letztendlich frei.
1955 endete der Dampflokbau mit der Fabriknummer 8174. Da unter 10 Fabriknummern keine Lokomotiven geliefert wurden, hatte das fusionierte Unternehmen SACM seit 1872 weitere 6.046 Dampflokomotiven gebaut.
Die von 1951 bis 1965 gebauten Diesellokomotiven erhielten eine eigene Zählung ab Fabriknummer 10001 und 20001. So baute man u.a. auch die Diesellokomotiven der Saarbahn, die später zur DB gelangten. Im 10000er-Bereich, hauptsächlich Bauart B-dh, wurde die Fabriknummer 10199 erreicht. Bei den 20000er-Nummern, Bauart C-dh, werden nur 23 Maschinen gebaut. Die Gesamtzahl der in Graffenstaden und Mühlhausen gebauten Lokomotiven setzt sich wie folgt zusammen:
Stückzahl | Bemerkung |
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1.407 | von 1839 bis zur Fusion 1872 gebaute Lokomotiven im Werk der Elsässische Maschinenbaugesellschaft A. Koechlin, Mühlhausen |
673 | von 1856 bis zur Fusion 1872 gebaute Lokomotiven im Werk der Maschinenwerkstätte Graffenstaden (ehem. Rollé & Schwillgué), Graffenstaden |
6.046 | nach der Fusion bei SACM gebaute Dampflokomotiven |
223 | gebaute SACM-Diesellokomotiven |
8.349 | gebaute Lokomotiven ab 1839 bis 1965 |
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